Mittwoch, 7. November 2012

Nach 5000 Jahren endlich mal aufgeräumt!

Im Juli 2011 waren Bilder bekannt geworden, die Planierungsarbeiten an einer Henge-Anlage bei Wells südlich von Bristol zeigen. Es handelt sich um die aus mehreren Kreisen bestehende Anlage der Priddy Circles. Drei der rund 190 m im Durchmesser großen Kreise liegen dicht beieinander auf einer geraden Linie. Ein vierter Kreis im Norden liegt in etwas größerem Abstand und leicht aus der Grundlinie verschoben. Er ist in modernen Luftbildern kaum noch zu erkennen und war möglicherweise auch nie vollendet. Grabungen der 1950er Jahre zeigten den Aufbau der Kreis aus einem Erdwall mit einer Steinpackung im Kern. Pfostenlöcher weisen auf eine konstruktive Verstärkung. Nach außen zu folgt ein Graben. Im Umfeld, teilweise auch innerhalb der Kreise befinden sich mehrere Grabhügel.
Solche Henge-Anlagen sind in England weit verbreitet. Stonehenge ist das prominenteste Beispiel. Die Priddy Circles waren in ihrere Dreier- bzw. Viererkombination ein herausragendes und wichtiges Monument. Die Funktion der Henge-Monumente ist immer noch nicht geklärt. Die Anlagen zeigen viele indviduelle Züge und datierendes Fundmaterial ist nicht gerade häufig. Erst neuerdings ermöglichen es geophysikalische Prospektionen und moderne geowissenschaftliche Datierungsmethoden, grundlegende Fakten zu klären. Voraussetzung dafür ist ein intakter Befund. 

Nachdem ein Grundstück im Süden der Anlage mit Teilen des südlichsten Kreises den Eigentümer gewechselt hatte, begann der pensionierte Geschäftsmann erst einmal aufzuräumen. Es sollte das Haus renoviert werden, eine zerfallene Mauer wieder aufgerichtet und die Wiese hergerichtet werden. Mit Bulldozern wurden Bäume und Wallanlage, vor allem aber weitere Reste im Innern der Anlage eben geschoben, Mulden mit Bauschutt aufgefüllt. Das ganze war wohl nicht schlecht gemeint: Die Bauarbeiter waren angewiesen, den Wall zu schonen.



Größere Kartenansicht
Das Luftbild zeigt die Situation vor den Zerstörungen. Betroffen ist der südliche Kreis.



Jetzt ist ein Urteil ergangen: Der Bauherr hat die Wiederherrichtung des Monuments zu bezahlen rund 38.000 £. Hinzu kommt eine Strafe von 25.000 £ und weitere Gerichtskosten von 7.500 £ (ohne die eigenen Anwaltskosten).
Den Schaden am archäologischen Befund macht dies freilich nicht wieder gut - und die Chancen, die Funktion der Monumente zu klären, sind deutlich gesunken.

In der Diskussion um diesen Vorfall kam der Gedanke auf, das Monument als Mahnung nicht wieder herzurichten. Eine Wiederaufschüttung des Walles würde nur den Eindruck erwecken, nichts sei passiert. Das Geld wäre besser investiert, andere Anlagen zu erforschen, ins öffentliche Bewußtsein zu bringen und besser zu sichern.


Links
knappe Info zu Henge-Anlagen bei wikipedia

Keine Kommentare: